Kanon | Kánon
20. bis 23. September 2007
Universitá Palackého
Křížkovskeho 10
Olmütz | Olomouc
Vom 20. bis 23. September veranstaltete die Österreichische Gesellschaft für Germanistik (ÖGG, www.oegg.org) gemeinsam mit dem Institut für Germanistik der FF UPOL eine Tagung zum Thema "Kanon":
Hier diskutierten österreichische und tschechische Germanisten aus dem Blickwinkel der Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik über die Aspekte des Kanons.
Die Lehrstuhlleiterin der Katedra germanistiky, Frau Prof. Dr. Ingeborg Fiala-Fürst bei ihrer Begrüßungsrede
Aus literarhistorischer Perspektive kam das kulturell Gemeinsame und das Unterschiedliche zur Sprache, die Frage der Bewertung von Peripherie und Zentrum, die sich auch in der Wertschätzung (Kanonisierung), Verdrängung und/oder späten Anerkennung von Schriftstellerinnen und Schriftstellern zeigt.
Der in Olomouc überaus beliebte und geschätzte Prof. Dr. Wendelin Schmidt-Dengler (Wien) bei seinem Eröffnungsfestbeitrag: "Nestroy - Fian. Fiat Kanon".
Literatursoziologisch bestand das Interesse an den Prozessen der Kanonbildung selbst, inwiefern etwa Verlage (Reclams Gelbe Reihe) oder Feuilletons kanonbildend wirken (oder gewirkt haben), oder warum Autor/Einzelwerk X auf einer verpflichtenden Leseliste steht und Autor/Einzelwerk Y nicht.
Der Züricher Ordinarius aus Wien, Prof. Dr. Karl Wagner bei seinem Vortrag "Kanon oder Barbarei? Gegen das Pathos (in) der Kanondebatte".
Kanonfragen stellen sich auch für die ältere Literatur, eigentlich ist der Kanon unter dem Aspekt der Vergegenwärtigung der Tradition grundsätzlich und immer revisionsbedürftig, sei es als nationaler, sei es als "Western Canon", sei es als transkultureller Kanon der Weltliteratur.
Ass.-Prof. Mag. Dr. Norbert Frei (Universität Klagenfurt), Univ.-Prof. Mag. Dr. Primus Heinz Kucher (Universität Klagenfurt) und der Präsident des ÖGG 2007, Univ.Prof. Dr. Hubert Lengauer (Universität Klagenfurt)
Auch in der Literaturdidaktik ist die Kanonfrage zentral: Sie kann der Debatte um Unterschiede in Relevanz und ästhetische Qualität nicht zu Gunsten von Beliebigkeit und Markt-Konformität ausweichen.
So etwas wie einen Kanon gibt es freilich auch in sprachwissenschaftlicher Sicht. Wer spricht/schreibt das bessere Deutsch? Das Verhältnis von Normsprache und Varietäten, Dialekten und Soziolekten etc. ist ständig eine Herausforderung in Theorie und Praxis des Sprachunterrichts (vor allem im Bereich von DaF und zu Fragen über das österreichische Deutsch usw.). Es gab Zeiten, in denen das Deutsche als Sprache der Kolonisierung im Gebiet der heutigen tschechischen Republik herrschte, es gab Zeiten, in denen das Prager Deutsch für die schönste Varietät der deutschen Sprache in der Habsburgermonarchie gehalten wurde.
In Olomouc | Olmütz wurde auf all diese Themen und Gesichtspunkte mit großem Engagement eingegangen!
Und wer die Olmützer Germanistinnen und Germanisten kennt, der weiß: Auch auf geselliger Ebene ist hier niemand zu kurz gekommen!
Das vollstände Kongress-Programm, Sprecher und Vorträge
TagungsNACHLESE aus der Sicht des ÖGG
kulturherbst - 12. Okt, 09:57